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Die Deutsche Aussprachedatenbank (DAD) ist Teil eines Forschungsprojekts an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Da sie aus dem Wörterverzeichnis des Deutschen Aussprachewörterbuchs (DAWB, Krech et al. 2009) hervorgegangen ist, gibt die Deutsche Aussprachedatenbank den aktuellen Stand der halleschen Aussprachekodifizierung wieder.

Beschreibung

Das DAWB besteht aus einem Wörterverzeichnis mit fast 800 Seiten. Zusätzlich gibt es einen umfangreichen theoretischen Einführungsteil von ca. 280 Seiten. Ergänzt wird der Einführungsteil durch eine CD mit Hörbeispielen. Er ist folgendermaßen gegliedert:

A Die Standardaussprache in Deutschland

  1. Standardaussprache – Begriff und Funktionen
  2. Geschichte, Grundsätze und Methoden der Ausspracheregelung in Deutschland
  3. Struktur und Auswahl des Wortschatzes
  4. Phonologische und phonetische Grundlagen der Standardaussprache
  5. Ausspracheregeln
  6. Phonostilistische Differenzierungen der Standardaussprache
  7. Eindeutschung von Namen und Wörtern aus anderen Sprachen
  8. Literatur (Auswahl)

B Die Standardaussprache in Österreich
C Die Standardaussprache in der deutschsprachigen Schweiz
Hinweise zum Gebrauch des Wörterverzeichnisses
Abkürzungsverzeichnis

Zielgruppen des DAWB

(vgl. ebd. S. 6 f.):

Das Nachschlagewerk wendet sich vor allem an Berufssprecher*innen im engeren Sinn, also z. B. an Sprecher*innen in den überregionalen Rundfunkmedien, an Schauspieler*innen und Rezitator*innen. Ebenso gehören Lehrende im Bereich Deutsch als Fremdsprache, Sänger*innen und Gesangspädagog*innen sowie sprachheiltherapeutisch und -pädagogisch Tätige zur Zielgruppe. Ergänzend außerdem alle diejenigen, die die zuvor genannten auf phonetischem, rhetorischem und (sprech)künstlerischem Gebiet ausbilden. Das DAWB wendet sich auch an Berufssprecher*innen im weiteren Sinn, wie z. B. an Persönlichkeiten, die in Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik in der Öffentlichkeit stehen. Gleichsam an Pädagog*innen aller Fachrichtungen und in allen Institutionen, aber auch an alle Nichtberufssprecher*innen, die sich für die Standardaussprache interessieren oder sie verwenden wollen. Darüber hinaus ist es für Wissenschaftler*innen interessant, denn es dient der Dokumentation eines bestimmten Standes der Ausspracheentwicklung (der Standardsprache der Bundesrepublik Deutschland).

Das DAWB-Wörterverzeichnis enthält ca. 130.000 Stichwörter mit IPA-Transkription. Diese phonetische Umschrift wurde nach ausgedehnten soziophonetischen und phonetischen Untersuchungen festgelegt und nach normphonetischen Regeln vorgenommen. Ergänzend sind im Wörterverzeichnis Infokästen eingefügt, die Ausspracheregeln enthalten und auf die jeweiligen Abschnitte des theoretischen Teils verweisen.

Die DAD ermöglicht eine differenzierte Nutzung des DAWB-Wörterverzeichnisses. Zu jedem der ca. 130.000 Stichwörter werden folgende Angaben gemacht:

  • IPA-Transkription,
  • SAMPA-Transkription,
  • Akzentabstufung,
  • Silbenzahl.

Weitere Veränderungen gegenüber dem DAWB sind die vollständige Transkription von Aussprachevarianten sowie die Korrektur von Transkriptionsfehlern. Es gibt bereits verschiedene Filter- und Suchfunktionen, die künftig noch erweitert werden sollen. Geplant ist die Stichwörter durch Sprachsynthese anhörbar zu machen.

Zielgruppen der DAD sind ebenfalls Berufssprecher*innen im engeren und im weiteren Sinn sowie Nichtberufssprecher*innen, die sich für die Standardaussprache interessieren. Wie das DAWB dient sie der Dokumentation eines bestimmten Standes der Ausspracheentwicklung (der Standardsprache der Bundesrepublik Deutschland), wird aber weitergeführt und erlaubt ständige Ergänzungen und Erweiterungen.

Hinweise zum Stichwortverzeichnis der DAD

(vgl. Krech et al. 2009, 278 f.)

1. Alphabetische Aufnahme der Stichwörter

  • Als Grundlage der alphabetischen Aufnahme dienen der Rechtschreib-Duden und die vom Programm WORD® vorgenommene Ordnung.
  • Dies betrifft auch Schriftzeichen mit Diakritika (z. B. ś ŝ ş š) sowie Wortgruppen mit identischem ersten Bestandteil (z. B. a cunabilis, a dato, a due, a fortiori), die in dieser Folge aufgenommen worden sind.
  • Teilweise wird sowohl die neuere als auch eine ältere Schreibweise angegeben. Insbesondere bei einigen fachsprachlichen Termini findet sich entsprechend den Empfehlungen der Duden-Rechtschreibung aber nur die Angabe der konventionelleren Schreibweise (z. B. Phonologie, Phonetik).

2. Aufnahme abgeleiteter Formen:

  • Abgeleitete Formen werden exemplarisch aufgenommen. Vor allem, wenn Formen häufig gebraucht werden oder die phonetischen Erscheinungen relevant sind, werden Ableitungen angegeben.
  • Morphologisch different oder phonetisch interessant sein können Pluralformen (z. B. Baum, Bäume), Stammformen unregelmäßiger Verben (z. B. gehen, ging, gegangen), Steigerungsformen der Adjektive (z. B. hoch, höher, höchste). Jede Form bildet dabei ein eigenes Stichwort.

3. Aufnahme von Komposita, weiteren Zusammensetzungen sowie Wortgruppen:

  • Komposita (z. B. Tischtennis, Schranktür), weitere Zusammensetzungen (z. B. Mitmensch, Sofortkauf) sowie Wortgruppen sind als Musterfälle aufgenommen. Zu den Wortgruppen zählen insbesondere mehrteilige Namen (z. B. Nordrhein-Westfalen) und als Zitierungen verwendete Wortgruppen lateinischer Herkunft (z. B. cogito ergo sum).
  • Auswahlkriterien für die Aufnahme ins Wörterverzeichnis sind vor allem veränderte Akzentstrukturen in der Zusammensetzung (Verwendung von Nebenakzenten). Ein weiteres Auswahlkriterium sind assimilatorische Erscheinungen an der Wortfuge, vor allem, wenn die Realisierung vom Einzelwort abweicht (z. B. Haussegen vs. Segen).

4. Angabe der sprachlichen Herkunft

  • Die Angaben bezeichnen nicht die geografische Herkunft, sondern geben die Herkunfts- bzw. ggf. die Mittlersprache des Wortes an.
  • Die sprachliche Herkunft wird nur angegeben, wenn die Transkription nicht den deutschen Aussprache- oder Akzentuierungsregeln entspricht. Die Angabe erfolgt auch bei Komposita, die aus fremdsprachigen und deutschen Gliedern bestehen (z. B. Supercupgewinner).
  • Bei älteren Entlehnungen aus dem Lateinischen und Altgriechischen wird die Herkunft nicht angegeben.

5. Bedeutungsangaben

  • Die Bedeutung von Stichwörtern wird nur angegeben, wenn mehrere Ausspracheformen existieren, die bedeutungsabhängig divergieren (z. B. modern (Verb) vs. modern (Adjektiv)). Dies trifft auch auf Einträge aus fremden Sprachen zu.
  • Tritt ein gleich geschriebenes aber verschieden ausgesprochenes Stichwort in zwei Sprachen auf, wird keine Bedeutung angegeben (z. B. Claret in den Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch).
  • Wenn in einer Sprache zwei gleich geschriebene, aber verschieden ausgesprochene Varianten auftreten, wird die Bedeutung angegeben (z. B. zwei Einträge mit engl. als Herkunftsangabe: Bury (Ort) vs. Bury (Name)). Falls eine dieser Varianten in einer weiteren Sprache auftritt, wird hier keine Bedeutung angegeben (z. B. weiterer Eintrag zu Bury ohne Angabe der Herkunft oder Bedeutung).

6. Transkription

  • In der Regel wird eine Ausspracheform empfohlen und transkribiert.
  • Die Angabe zweier alternativer Transkriptionsformen („oder“-Formen) erfolgt vor allem bei schwankenden Akzenten (z. B. somit) bzw. schwankender Qualität und Quantität der Vokale (z. B. duschen). Ebenso werden bei mehr oder weniger stark eingedeutschten Formen zwei Varianten angegeben (z. B. Gorbatschow). An erster Stelle ist die präferierte Form aufgeführt.
  • Bei der Transkription lateinischer Namen, Wörter und Wortgruppen wird nicht die Wiedergabe der klassischen römischen Aussprache angestrebt, sondern die Transkription folgt weitgehend den deutschen Ausspracheregeln.

Wortschatz

Die Deutsche Aussprachedatenbank (DAD) ist aus dem Wörterverzeichnis des Deutschen Aussprachewörterbuchs (DAWB, Krech et al. 2009) hervorgegangen und verwendet die gleiche Stichwortliste (ca. 130.000 Einträge, mit Varianten ca. 150.000). Der Wortschatz von DAWB und DAD stimmt teilweise mit anderen Wörterbüchern überein, wie z. B. mit Rechtschreib- und Universalwörterbüchern und mit Lexika. Er umfasst auch den für das Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache relevanten Grundwortschatz. Tagesaktuelle Namen aus Gesellschaft, Kultur oder Sport werden dagegen nicht aufgenommen.

In der DAD wird künftig die Stichwortliste erweitert. Zum einen um Namen aus fremden Sprachen, die sich in den letzten Jahren im deutschen Sprachgebrauch etabliert haben. Zum anderen um Komposita, die im DAWB nur teilweise und zwar aus phonetischen Gründen enthalten sind. Verstärkt sollen auch zusammenhängende Akzentgruppen integriert werden (Substantive mit Artikel, Verben mit Pronomen, Redewendungen usw.).

Im Folgenden werden die aktuelle Struktur und die aktuelle Auswahl des Wortschatzes von DAWB und DAD erläutert (vgl. Krech et al., 17 ff.).

Deutsche und fremde Wörter und Namen

Die im DAWB und der DAD verwendeten Wörter und Namen sind deutscher oder fremder Herkunft. Es handelt sich bei den Wörtern einerseits um Simplizia (nicht zusammengesetzte, einfache Wörter) und andererseits um Komposita (Verknüpfungen zweier frei auftretender Wörter) sowie um Verbindungen eines Grundwortes mit Präfixen oder Suffixen. Hinzu kommen feste Wortgruppen sowie einfache und zusammengebildete Namen.

Zu den deutschen Wörtern gehören auch solche, die zwar fremder Herkunft waren, aber im Laufe der Zeit vollkommen assimiliert wurden, so dass sie heute nicht mehr als fremd erkannt werden, z. B. Brief, Eimer, Mauer, Schule, Spiegel, Straße, Tinte, Tisch, dichten, kochen, opfern, schreiben. Andere Wörter wie Melodie, Patron, Regiment, Resonanz, Sakrament, intonieren, komponieren, regieren haben eine ungewöhnliche Wortstruktur und behielten deshalb den Charakter des Fremden. Ihre unvollständige Integration wird auch orthoepisch durch nichtnative Laute und/oder Akzentuierungen angezeigt.

Als fremd werden hier Wörter und Namen bezeichnet, die auf nichtdeutsche Wurzeln zurückgehen und bei der Übernahme in das Deutsche nicht vollständig assimiliert wurden. Der Grad der Anpassung an die Besonderheiten des Deutschen hängt dabei meist vom Zeitpunkt der Aneignung ab. Deshalb werden ältere Entlehnungen von jüngeren Entlehnungen unterschieden. Die Grenzen zwischen ihnen sind allerdings fließend. Das zeigt sich vor allem an Übernahmen aus dem Französischen und Italienischen.

Für die Aussprache fremder Namen und Wörter werden im DAWB und in der DAD generelle Regelungen festgelegt (Eindeutschung). Je nach Sprache haben sich aber auch spezifische Regelungen herausgebildet, die insbesondere durch die Gebrauchshäufigkeit und die Integrationsbiographie der Wörter bedingt waren.

Als Herkunftssprachen dienten neben dem Spanischen, dem Portugiesischen, dem Arabischen, dem Russischen und anderen vor allem: - das Lateinische und Griechische, z. B. Philosophie, konfiszieren, legal; - das Italienische, z. B. Serenade, Valuta, dito; - das Französische, z. B. Delikatesse, Promenade, rekrutieren.

Viele der fremden Wörter bildeten mit ihren Wortstämmen sowie mit fremden, aber auch deutschen Affixen zum Teil umfangreiche Fremdwortfamilien, z. B. adaptieren, adaptiv, Adapteur, Adaption, Adaptionismus, Adapter, Adaptivität. Es entstandenen Ableitungen unterschiedlicher Typen, z. B. Raffiniertheit, temperamentvoll, Blamage, übersensibel, abreagieren, interdisziplinär, Donquichotterie, Telekommunikation, atonal. Daneben wurden wie in allen anderen Kultursprachen Internationalismen gebräuchlich, z. B. Angloamerikanismus, Demokratie, Kapitalismus.

Auch der Bereich der fremden Namen deckt ein vielfältiges Spektrum ab: Ihm werden Namen zugeordnet, die seit langem im Sprachgebrauch sind. Neben geografischen Namen handelt es sich dabei vor allem um Personennamen, die wie Wörter aus fremden Sprachen übernommen bzw. nach fremden Mustern, mit fremden Wortstämmen oder fremden Affixen gebildet wurden, z. B. Agricola, Albertus, Borutzki, Bülow, Dubois, Duvetine, Fontane, Kopernikus, Leibniz, Lindgren, Savigny, Toussaint.

Neben älteren Entlehnungen sind zahllose schwach assimilierte Wörter und Namen erst in der jüngsten Vergangenheit aufgegriffen worden. Zu ihnen zählen insbesondere Personennamen, geografische Namen und Produktnamen, z. B. Abiko, Rafsandschani, Wojtyła, Pétur, Al Qaida, Netanja, Skai, Fujitsu, auch Benennungen wie Errorlevel, Dschihad. Sie fallen häufig schon in der Schreibung durch fremde oder in ungewohnten Positionen auftretende Buchstaben und Buchstabenkombinationen auf. Bei Wörtern, deren Phonem-Graphem-Beziehungen oder Akzentpositionen auffällig von denen des Deutschen abweichen, wird deshalb im Wörterverzeichnis die Herkunft angegeben (Herkunftsangaben).

Auswahl von Wörtern und Namen für das Wörterverzeichnis

  1. Simplizia deutscher Herkunft und ältere Entlehnungen sind nahezu vollständig enthalten.
  2. Einfache deutsche Namen haben einen relativ großen Anteil, der Anteil fremder Namen ist geringer und hängt von der Herkunftssprache ab.
  3. Bei Wörtern, die aus Simplizia deutscher Herkunft und älteren Entlehnungen mit Präfixen oder Suffixen gebildet wurden, wurden die wichtigsten Arten der jeweiligen Ableitungen und Zusammensetzungen mit Beispielen belegt.
  4. Fremde Wörter, die als jüngere Entlehnungen bezeichnet werden, sind je nach Herkunftssprache unterschiedlich stark vertreten. Besonders groß ist der Anteil eingedeutschter Wörter englischer, französischer und russischer Herkunft.
  5. Zusammengesetzte Wörter sind relativ stark vertreten. Trotzdem stellt ihr Anteil am Wortbestand nur einen kleinen Ausschnitt aus der sehr großen Zahl derer dar, die in der öffentlichen Kommunikation gebraucht werden. Auswahlkriterien für die Aufnahme sind vor allem veränderte Akzentstrukturen in der Zusammensetzung (Verwendung von Nebenakzenten) und assimilatorische Erscheinungen an der Wortfuge, vor allem, wenn die Realisierung vom Einzelwort abweicht wie in Durchsage [dˈʊʶçz̥aːɡə] (vs. sagen [zˈaːɡŋ̍]).
  6. Feste, idiomatisierte Wortgruppen oder mehrteilige Namen sind beispielhaft vertreten: cum grano salis, Haus und Hof, im Dunkeln tappen, ein Buch mit sieben Siegeln, wie aus dem Ei gepellt, unser täglich Brot; Walther von der Vogelweide, Hugo von Sankt Viktor, Pontius und Pilatus usw. Es handelt sich um lexikalische Konstruktionen, die wie ein Wort im Gedächtnis gespeichert sind und beim Sprechen auch mit einer festen rhythmischen Kontur wie ein Einzelwort (phonetisches Wort) gebraucht werden.

Quelle: Krech, Eva-Maria / Stock, Eberhard / Hirschfeld, Ursula / Anders, Lutz Christian (2009): Deutsches Aussprachewörterbuch. Walter de Gruyter Berlin / New York.

Weiterführende Informationen über die Deutsche Aussprachedatenbank

finden Sie in den hier verlinkten Publikationen:

Ebel, Alexandra / Förster, Johannes / Walther, Mathias (2021): Developing the German Pronunciation Database (DAD) – An online dictionary for spoken German. Proceedings der 32. ESSV 2021.

Ebel, Alexandra / Hientz, Rudolf / Hirschfeld, Ursula / Skoczek, Robert (2021): Zur Transkription von Standardsprache in Aussprachedatenbanken. Konzepte, Probleme, Lösungen. In: Voigt-Zimmermann, Susanne (Hg.): Miteinander sprechen – verantwortlich, kompetent, reflektiert. Frank & Timme, S. 167–191.

Skoczek, Robert / Ebel, Alexandra (2021): German Pronunciation Database and its Possible Applications in the Age of Homeschooling. In: Lublin Studies in Modern Languages and Literature, Vol. 45, No. 3, S. 117–127.

Ebel, Alexandra / Skoczek, Robert (2021): Die Deutsche Aussprachedatenbank (DAD) – Potenzial für Deutsch als Fremd-, Zweit- und Muttersprache. In: KorDaF, Vol 1, Issue 2.

about/start.txt · Zuletzt geändert: 2022/03/14 13:56 von AE

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