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mittelhoch, ungespannt         
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lang
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verbunden  
stimmlos  
silbisch/nichtsilbisch    
nasaliert
Weitere Symbole
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[x] reduziert
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stimmhaft labial-velarer Approximant

about:Eindeutschung

Unterschiede

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about:Eindeutschung [2022/02/25 10:23]
AE angelegt
about:Eindeutschung [2022/03/14 13:50] (aktuell)
AE
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 Der Wortschatz der Alltagssprache enthält ebenso wie der der Fachsprachen zahlreiche Namen und Wörter, die aus anderen Sprachen stammen. In Einzelfällen haben sich dafür eigenständige deutsche Varianten in der Aussprache und/oder Schreibung entwickelt, z. B. //Moskau, Paris//. Der größte Teil der gebräuchlichen fremden Namen und Wörter stammt aus einer begrenzten Zahl von Herkunftssprachen. Dazu gehören denen neben dem Englischen beispielsweise das Französische, Spanische, Portugiesische und Italienische sowie eine Reihe von slawischen Sprachen. Der Wortschatz der Alltagssprache enthält ebenso wie der der Fachsprachen zahlreiche Namen und Wörter, die aus anderen Sprachen stammen. In Einzelfällen haben sich dafür eigenständige deutsche Varianten in der Aussprache und/oder Schreibung entwickelt, z. B. //Moskau, Paris//. Der größte Teil der gebräuchlichen fremden Namen und Wörter stammt aus einer begrenzten Zahl von Herkunftssprachen. Dazu gehören denen neben dem Englischen beispielsweise das Französische, Spanische, Portugiesische und Italienische sowie eine Reihe von slawischen Sprachen.
  
-Bei der Eindeutschung handelt es sich um einen unterschiedlich schnell und unterschiedlich intensiv verlaufenden Prozess. Für den Grad der Eindeutschung sind u. a. die Bekanntheit und Verbreitung der jeweiligen Sprache von Bedeutung. So kann die Anpassung an das Deutsche +Bei der Eindeutschung handelt es sich um einen unterschiedlich schnell und unterschiedlich intensiv verlaufenden Prozess. Für den Grad der Eindeutschung sind u. a. die Bekanntheit und Verbreitung der jeweiligen Sprache von Bedeutung. 
-  * stärker sein: vor allem bei Sprachen, aus denen sehr viele Namen und Wörter in das Deutsche übernommen worden sind und werden, die deutschen Muttersprachlern vielfach bekannt sind (wie das Englische und das Französische), +
-  * weniger stark sein: vor allem bei seltener verwendeten Namen aus allgemein weniger gut beherrschten Sprachen (wie Russisch oder Polnisch), +
-  * vollständig erfolgen: vor allem bei Sprachen, aus denen nur wenige Namen in das Deutsche gelangen (wie Indonesisch oder Isländisch).+
  
 Das Englische, aber auch andere Sprachen fungieren darüber hinaus als Mittlersprachen. Dies hat Folgen für die Eindeutschung von Namen und Wörter aus verschiedenen Regionen der Welt. Die Mittlersprachen modifizieren durch ihre Eigenarten sowohl die Akzentuierung als auch die Laut-Buchstaben-Beziehungen der Herkunftssprachen. Namen und Begriffe aus dem Arabischen und Indischen beispielsweise sind u. a. über das Englische ins Deutsche gelangt; entsprechendes Wortgut aus dem Tadschikischen und Georgischen über das Russische usw. Für Sprachen mit nichtlateinischen Schriftsystemen wurden – häufig über eine Mittlersprache – spezifische Arten der Transliteration entwickelt. Für manche Schriftsysteme können so zeitlich neben- und nacheinander mehrere unterschiedliche Transliterationskonventionen bestehen, z. B. neben //Hwangho// (”Gelber Fluss”) auch //Huangho, Hoangho// und //Huang He//. Das Englische, aber auch andere Sprachen fungieren darüber hinaus als Mittlersprachen. Dies hat Folgen für die Eindeutschung von Namen und Wörter aus verschiedenen Regionen der Welt. Die Mittlersprachen modifizieren durch ihre Eigenarten sowohl die Akzentuierung als auch die Laut-Buchstaben-Beziehungen der Herkunftssprachen. Namen und Begriffe aus dem Arabischen und Indischen beispielsweise sind u. a. über das Englische ins Deutsche gelangt; entsprechendes Wortgut aus dem Tadschikischen und Georgischen über das Russische usw. Für Sprachen mit nichtlateinischen Schriftsystemen wurden – häufig über eine Mittlersprache – spezifische Arten der Transliteration entwickelt. Für manche Schriftsysteme können so zeitlich neben- und nacheinander mehrere unterschiedliche Transliterationskonventionen bestehen, z. B. neben //Hwangho// (”Gelber Fluss”) auch //Huangho, Hoangho// und //Huang He//.
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 Nicht nur für verschiedene Sprachen, sondern auch für einzelne Namen und Wörter kann der Eindeutschungsprozess sehr unterschiedlich verlaufen. Dadurch können – zumindest zeitweise – verschiedene Ausspracheformen nebeneinander existieren, die der Herkunftssprache mehr oder weniger angenähert sind. Für die Aufnahme vieler Namen und Wörter hat sich im Laufe der Zeit eine Tradition herausgebildet, die berücksichtigt werden muss. Generell gilt für das DAWB und die DAD: Fremde Namen müssen für den Gebrauch in der Öffentlichkeit, vor allem in den Medien, eine einheitliche Ausspracheform erhalten. Ein Aussprachewörterbuch / eine Aussprachedatenbank muss also für die Übernahme von Namen und Wörtern aus anderen Sprachen ein möglichst einheitliches und praktikables System von Ausspracheregeln entwickeln, um sie in einem nachvollziehbaren und akzeptierbaren Ausmaß an das Deutsche anpassen zu können. Nicht nur für verschiedene Sprachen, sondern auch für einzelne Namen und Wörter kann der Eindeutschungsprozess sehr unterschiedlich verlaufen. Dadurch können – zumindest zeitweise – verschiedene Ausspracheformen nebeneinander existieren, die der Herkunftssprache mehr oder weniger angenähert sind. Für die Aufnahme vieler Namen und Wörter hat sich im Laufe der Zeit eine Tradition herausgebildet, die berücksichtigt werden muss. Generell gilt für das DAWB und die DAD: Fremde Namen müssen für den Gebrauch in der Öffentlichkeit, vor allem in den Medien, eine einheitliche Ausspracheform erhalten. Ein Aussprachewörterbuch / eine Aussprachedatenbank muss also für die Übernahme von Namen und Wörtern aus anderen Sprachen ein möglichst einheitliches und praktikables System von Ausspracheregeln entwickeln, um sie in einem nachvollziehbaren und akzeptierbaren Ausmaß an das Deutsche anpassen zu können.
  
-Eine Form gilt dann als eingedeutscht, wenn ihre Aussprache auf der Basis des deutschen Phonemsystems. Das heißt, mit deutschen Phonemrealisationen und bis auf Ausnahmen nach den deutschen Distributionsregeln. Das ist meist dann der Fall, wenn die Namen und Wörter fest im deutschen Alltagswortschatz etabliert sind (z. B. //Frisör//) oder sich zwar in ihrer Schreibung als fremd erkennen lassen, durch häufigen Gebrauch aber in ihrer Aussprache vollkommen an das Deutsche angeglichen sind (z. B. //Mouse//). Wird eine Fremdsprache ausreichend beherrscht und lässt es die Sprechsituation zu, kann die in dieser Sprache festgelegte Aussprache (Originalaussprache) mit deren artikulatorischen und prosodischen Merkmalen verwendet werden. Auch in der Fachkommunikation, vor allem in längeren fremdsprachigen Passagen, ist häufig eine größere Annäherung an die jeweiligen ursprünglichen Aussprachenormen zu beobachten. Das trifft vor allem dann zu, wenn Sprecher dieser Sprachen an der Kommunikation beteiligt sind bzw. wenn davon ausgegangen werden kann, dass allen Beteiligten die entsprechende Sprache bzw. Aussprache bekannt ist. Solche Ausspracheformen sind aber in der alltäglichen öffentlichen Kommunikation meist unüblich, weil die für das Verstehen erforderlichen Sprachkenntnisse nicht allgemein vorausgesetzt werden können.+Eine Form gilt dann als eingedeutscht, wenn ihre Aussprache auf der Basis des deutschen Phonemsystems erfolgt. Das heißt, mit deutschen Phonemrealisationen und bis auf Ausnahmen nach den deutschen Distributionsregeln. Das ist meist dann der Fall, wenn die Namen und Wörter fest im deutschen Alltagswortschatz etabliert sind (z. B. //Frisör//) oder sich zwar in ihrer Schreibung als fremd erkennen lassen, durch häufigen Gebrauch aber in ihrer Aussprache vollkommen an das Deutsche angeglichen sind (z. B. //Mouse//). Wird eine Fremdsprache ausreichend beherrscht und lässt es die Sprechsituation zu, kann die in dieser Sprache festgelegte Aussprache (Originalaussprache) mit deren artikulatorischen und prosodischen Merkmalen verwendet werden. Auch in der Fachkommunikation, vor allem in längeren fremdsprachigen Passagen, ist häufig eine größere Annäherung an die jeweiligen ursprünglichen Aussprachenormen zu beobachten. Das trifft vor allem dann zu, wenn Sprecher dieser Sprachen an der Kommunikation beteiligt sind bzw. wenn davon ausgegangen werden kann, dass allen Beteiligten die entsprechende Sprache bzw. Aussprache bekannt ist. Solche Ausspracheformen sind aber in der alltäglichen öffentlichen Kommunikation meist unüblich, weil die für das Verstehen erforderlichen Sprachkenntnisse nicht allgemein vorausgesetzt werden können.
  
 ==== Festlegungen ==== ==== Festlegungen ====
- 
-**Laut-Buchstaben-Beziehungen** 
- 
-Je weniger bekannt die Laut-Buchstaben-Beziehungen der Herkunftssprache und je weniger gebräuchlich Namen und Wörter aus diesen Sprachen sind, desto weniger wird die ursprüngliche Aussprache berücksichtigt. Es erfolgt dann eine starke Orientierung an der Schreibung bzw. Transliteration. So wird z. B. das dänische //Rungsted// (<sub>Dä</sub>[ʁˈʌŋz̥d̥ɛð]) mit eingedeutschten Laut-Buchstaben-Beziehungen so ausgesprochen: <sub>D</sub>[ʁˈʊŋstɛt]. 
  
 **Akzentuierung** **Akzentuierung**
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   - In Bindestrichwörtern oder Wortgruppen, die als phonetische Einheit bzw. phonetisches Wort gesprochen werden, wird einer der Wortakzente als Hauptakzent realisiert. Alle weiteren autosemantischen Wörter können einen Nebenakzent erhalten, z. B. engl. //Stop-and-go-Verkehr// <sub>D</sub>[stɔp ɛnt ɡ̊ˈoː fɐkˌeːᵄ] oder //Sir Winston Churchill// <sub>D</sub>[sœːᵄ vˌɪnstn̩ tʃˈœːᵄtʃɪl]. Hier kann es auch zu Veränderungen in der Reihenfolge von Haupt- und Nebenakzenten kommen, wie z. B. in engl. [mˈeːk ˌˀap], <sub>D</sub>[mˌeːk ˈˀap].   - In Bindestrichwörtern oder Wortgruppen, die als phonetische Einheit bzw. phonetisches Wort gesprochen werden, wird einer der Wortakzente als Hauptakzent realisiert. Alle weiteren autosemantischen Wörter können einen Nebenakzent erhalten, z. B. engl. //Stop-and-go-Verkehr// <sub>D</sub>[stɔp ɛnt ɡ̊ˈoː fɐkˌeːᵄ] oder //Sir Winston Churchill// <sub>D</sub>[sœːᵄ vˌɪnstn̩ tʃˈœːᵄtʃɪl]. Hier kann es auch zu Veränderungen in der Reihenfolge von Haupt- und Nebenakzenten kommen, wie z. B. in engl. [mˈeːk ˌˀap], <sub>D</sub>[mˌeːk ˈˀap].
   - Beim Zusammenstoß zweier Akzente in Komposita, Bindestrichwörtern und Wortgruppen wird der Nebenakzent häufig auf die nächste akzentuierbare Silbe verschoben, z. B. //Amateurfußball// <sub>D</sub>[amatˈøːᵄfuːsb̥ˌal].   - Beim Zusammenstoß zweier Akzente in Komposita, Bindestrichwörtern und Wortgruppen wird der Nebenakzent häufig auf die nächste akzentuierbare Silbe verschoben, z. B. //Amateurfußball// <sub>D</sub>[amatˈøːᵄfuːsb̥ˌal].
- 
-**Sprechsilbengrenze** 
- 
-In fremden Wörtern und Namen kann die Sprechsilbengrenze an anderer Stelle liegen als im Deutschen. Dies wird bei der Eindeutschung berücksichtigt. Um die damit verbundenen Besonderheiten in der Aussprache zu verdeutlichen, wird die Sprechsilbengrenze in der Transkription (durch einen Punkt) notiert. Dies ist sinnvoll, um eine ausbleibende Auslautverhärtung (z. B. russ. //Su**s**dal// [sˈuː.zdal] oder lange Vokale vor doppelt geschriebenen Konsonanten (z. B. russ. //Afan**a**ssi// <sub>D</sub>[afanˈaː.siː]) zu erklären. 
  
 **Vokale (allgemein)** **Vokale (allgemein)**
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 Bei den r-Lauten werden wie im Deutschen folgende Positionen unterschieden und in Abhängigkeit davon konsonantische und vokalische Allophone verwendet: Bei den r-Lauten werden wie im Deutschen folgende Positionen unterschieden und in Abhängigkeit davon konsonantische und vokalische Allophone verwendet:
-  * prävokalisch, auch nach Lenis-Plosiven und -Frikativen, wird ein Reibe-R realisiert, z. B. franz. //Roulette// <sub>D<&sub>[ʁulˈɛt], russ. //Brodski(j)// <sub>D</sub>[bʁˈɔtskiː]; nach Fortis-Konsonanten wird das Reibe-R entstimmlicht, z. B. tschech. //Fráňa// <sub>D</sub>[fʁ̥aːnʝaː];+  * prävokalisch, auch nach Lenis-Plosiven und -Frikativen, wird ein Reibe-R realisiert, z. B. franz. //Roulette// <sub>D</sub>[ʁulˈɛt], russ. //Brodski(j)// <sub>D</sub>[bʁˈɔtskiː]; nach Fortis-Konsonanten wird das Reibe-R entstimmlicht, z. B. tschech. //Fráňa// <sub>D</sub>[fʁ̥aːnʝaː];
   * nach kurzem Vokal sowie nach [aː] wird [ʶ] realisiert, z. B. norw. //Kærby// <sub>D</sub>[kˈɛʶbyː]; russ. //Barsow// <sub>D</sub>[bˈaːʶsɔf];   * nach kurzem Vokal sowie nach [aː] wird [ʶ] realisiert, z. B. norw. //Kærby// <sub>D</sub>[kˈɛʶbyː]; russ. //Barsow// <sub>D</sub>[bˈaːʶsɔf];
   * nach langem Vokal, außer [aː] wird [ᵄ] realisiert, z. B. engl. //Sir// <sub>D</sub>[sœːᵄ];   * nach langem Vokal, außer [aː] wird [ᵄ] realisiert, z. B. engl. //Sir// <sub>D</sub>[sœːᵄ];
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 Es wird wie in deutschen Wörtern von einer progressiven Stimmlosigkeitsassimilation ausgegangen: Die einem Fortis-Konsonanten folgenden Lenis-Plosive und -Frikative werden dabei entstimmlicht, z. B. engl. //Breakdance// <sub>D</sub>[bʁˈeːkd̥ɛːns]. Gelegentlich tritt auch bei /ʒ/ eine Entstimmlichung auf, z. B. in //Musikjournal// <sub>D</sub>[muzˈiːkʒ̊ʊʶnaːl]. Es wird wie in deutschen Wörtern von einer progressiven Stimmlosigkeitsassimilation ausgegangen: Die einem Fortis-Konsonanten folgenden Lenis-Plosive und -Frikative werden dabei entstimmlicht, z. B. engl. //Breakdance// <sub>D</sub>[bʁˈeːkd̥ɛːns]. Gelegentlich tritt auch bei /ʒ/ eine Entstimmlichung auf, z. B. in //Musikjournal// <sub>D</sub>[muzˈiːkʒ̊ʊʶnaːl].
  
-Zitierte Literatur: Krech, Eva-Maria / Stock, Eberhard / Hirschfeld, Ursula / Anders, Lutz Christian (2009): Deutsches Aussprachewörterbuch. Walter de Gruyter Berlin / New York.+Quelle: Krech, Eva-Maria / Stock, Eberhard / Hirschfeld, Ursula / Anders, Lutz Christian (2009): Deutsches Aussprachewörterbuch. Walter de Gruyter Berlin / New York.
  
about/Eindeutschung.1645784621.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/02/25 10:23 von AE

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